
Schlaf ist viel wichtiger als du denkst
Schlaf ist enorm wichtig. Auch und gerade für hochsensible Menschen. Aber leider sind vor allem wir von Schlafstörungen betroffen. Und diese sind quälend. Aber sie sind vor allem auch gefährlich.
Wie quälend sie sind, das wissen wir alle. Denn wir HSP haben sie alle schon erlebt. Ob nur vorübergehend oder länger andauernd.
Idealerweise widmen wir ein Drittel unserer Lebenszeit dem Schlaf. Und dieser Schlaf ist wichtig für Körper, Geist und Seele. Ja, er ist sogar notwendig für unsere Regeneration.
Aber viele von uns leiden unter Schlafstörungen. Man geht davon aus, dass es etwa jeder zweite ist. Ab 60 sind es gar zwei Drittel. Und Frauen sind mehr davon betroffen als Männer.
Besonders gefährdet sind über- und mehrfachbelastete Menschen. Und ganz speziell wir HSP sind davon betroffen. Weil uns leichter etwas aus unserer Mitte bringt. Und wir daher generell stressgefährdeter sind. Aber Stress killt nicht nur uns als Ganze. Sondern auch unseren Schlaf.
Wenn du Webinare magst, empfehle ich dir mein “glücklich schlafen”.
Aber ich habe auch einen eigenen Online Kurs zu diesem Thema gestaltet.
Was erwartet dich in diesem Artikel?
- Auswirkungen auf unseren Schlaf
- Wir nehmen gestörten Schlaf als gegeben an
- Schlaflabor
- Welche Funktionen hat unser Schlaf
- Chronische und akute Schlafstörungen
- Verschiedene Phasen unseres Schlafes
- Tiefschlafphase
- REM-Schlafphase
- Störungen der REM-Phase
- Gedächtnis uns Schlaf
- Wieviel Schlaf brauchen wir?
- Zu wenig Schlaf belastet den Körper
- Gestörter Schlaf macht krank
- Fazit
Auswirkungen auf unseren Schlaf
Für mich stellt sich die Frage:
Haben Menschen früher besser geschlafen als heute?
Und länger?
Die Antwort ist leider eindeutig: ja!
Wir schlafen heute tatsächlich viel kürzer als früher. Und wir schlafen schlechter.
Es gibt verschiedene Statistiken dazu. Aber rund 30 bis 60 % der Menschen leiden unter gestörtem Schlaf. Je nach Alter und Empfindsamkeit. Also sind wir Hochsensiblen und Hochsensitiven eher im höheren Bereich.
Ist das nicht eigentlich alarmierend?
Wir schlafen weniger und wir konsumieren mehr. Und das, was wir konsumieren, ist nicht gerade schlaffördernd.
Abgesehen davon funktionieren wir auch mehr. Was sich natürlich auch wieder auf unseren Schlaf auswirkt. Weil wir ja zum großen Teil unter Druck funktionieren.
Druck, den andere uns machen. Aber auch Druck, unter den wir uns selbst setzen. Weil wir die Erwartungen anderer erfüllen wollen.
Aber dies wirkt sich nicht nur auf unseren Schlaf aus. Sondern in weiterer Folge auch auf unser Wachsein.
Wir nehmen gestörten Schlaf als gegeben
Leider nehmen wir diese Schlafstörungen hin. So als könnten wir sie nicht ändern. Aber das stimmt nicht.
Die wenigsten Betroffenen suchen professionelle Hilfe. Und das liegt vor allem daran, dass Schlaf ein Tabuthema ist.
Daher schämen sich viele für ihre Schlafstörungen. Und behandeln sich selbst über lange Strecken mit frei zugänglichen Medikamenten.
Das ist über eine kurze Strecke nicht weiter schlimm. Aber wenn Schlafstörungen chronisch werden, dann ist das sehr wohl bedenklich. Weil die Dauermedikation gefährlich ist.
Daher wäre es sinnvoller, den Arzt des Vertrauens zu konsultieren. Und in schweren Fällen einen Termin im Schlaflabor wahrzunehmen.
Schlaflabor
In einem Schlaflabor verbringen wir eine Nacht. Und zwar unter der Kontrolle zahlreicher Körperfunktionen. Denn Schlaf findet im ganzen Körper statt. Also werden wir rundumverkabelt.
All die Elektroden lassen erkennen:
- ob, wie häufig und wie intensiv wir träumen,
- dass wir gegebenenfalls mit den Zähnen knirschen,
- oder mit den Beinen zappeln (im Falle von „restless legs“),
- ob wir schnarchen
- und Atemausfälle haben,
- oder ob wir zum Schlafwandeln neigen
- und wie unser Herzschlag mit all dem mitschwingt.
Welche Funktionen hat unser Schlaf?
Die Schlafforschung ist einige Jahrzehnten alt. Und heute kennen wir viele Funktionen unseres Schlafes. Weit mehr, als wir früher dachten. Und im Weiterforschen finden sich immer noch weitere neue Erkenntnisse.
Studien haben Folgendes ergeben. Idealerweise „verschlafen“ wir rund 24 Jahre unseres Lebens. Während wir etwa 8 Jahre netto arbeiten. Und rund 12 Jahre mit sozialen Kontakten oder Fernsehen verbringen.
Eines ist heute klar. Unser Schlaf wirkt sich auf all unsere Funktionen aus. Auf die physischen, psychischen und mentalen. Daher beeinträchtigen Schlafstörungen alle drei Ebenen. Sowohl die körperliche, aber auch die mentale und emotionale Regeneration.
Kein Wunder, dass Schlafentzug weltweit als Foltermethode eingesetzt wurde. Und wird.
Chronische und akute Schlafstörungen
Diese Unterscheidung ist wichtig. Weil chronische Schlafstörungen eine andere Strategie erfordern als akute.
Akute Schlafstörungen folgen meist auf einen stressigen Anlass. Und das kann ein schwerer Verlust sein. Wie des Partners, eines Tieres oder der Arbeitsstelle. Oder es gab einen Unfall. Eventuell mit Peitschenschlag-Syndrom. Oder eine beängstigende Diagnose. Und zwar bei einem selbst oder einem nahestehenden. Oder es gab irgendeinen anderen Schock.
Chronische Schlafstörungen sind jene, die über mehrere Wochen andauern. Und diese sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Aber dann auch behandelt. Und wir sollten sie keineswegs „einfach wegstecken“.
Ärzte berichten, dass solche Schlafstörungen oft nur nebenbei erwähnt werden. Obwohl sie bereits über lange Zeit bestehen. Und oft werden sie gar nicht erwähnt. Sondern müssen eigens abgefragt werden.
Denn heute gilt es als besonders toll, wenig Schlaf zu brauchen. Leider sind vor allem Männer stolz darauf. Aber diese Einstellung ist fatal. Und beruht auf einem völlig falschen Bild davon, wie wichtig Schlaf ist.
Verschiedene Phasen unseres Schlafes
Die Schlafforschung unterscheidet verschiedene Schlafphasen. Und diese erfüllen jeweils eigene Aufgaben.
Tiefschlafphase
Die Tiefschlafphase brauchen wir für körperliche Regeneration. Denn vor allem Muskeln und Bandscheiben erholen sich im Schlaf. Daneben finden hier unterschiedliche Regulationsmechanismen statt. Wie beispielsweise die Regelung unseres Appetits. Außerdem bauen wir hier unsere Immunkompetenz auf. Also die Fähigkeit, Infektionen abzuwehren.
Daher führen chronische Schlafstörungen zu Ermüdung bis zu Erschöpfung. Und letztlich zum Burnout. Vor allem, wenn sie diese Phase betreffen. Und sie fördern Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber sie können auch zu Gewichtszunahme führen. Und zu erhöhter Anfälligkeit für Diabetes Typ II. Sowie zu anderen Stoffwechselerkrankungen.
REM-Schlafphase
Die REM-Schlafphase steht für „rapid eye movement“. Und sie hat ihre Bezeichnung von den raschen Augenbewegungen. Wichtig ist sie besonders für unser Gehirn. Vor allem in seiner Funktion als Datenspeicher. Denn dieser wird in dieser Schlafphase geklärt.
In dieser Phase träumen wir mehr oder weniger intensiv. Und bewegen unsere Augen rasch hin und her. Sie dauert etwa 90 Minuten und sollte mindestens drei Mal pro Nacht vorkommen. Und zwar im Wechsel mit den Tiefschlafphasen.
Die REM-Schlafphasen werden gegen morgen häufiger und länger. Daher erinnern wir uns mit zunehmender Schlafdauer eher an unsere Träume. Und wir brauchen sie, um den Alltag zu klären. Tagsüber gesammelte Eindrücke und Belastungen werden in Träumen verarbeitet.
Störungen der REM-Phase
Und wenn diese Bereinigung aufgrund von Schlafstörungen nicht funktioniert?
Dann leidet vor allem unser psychisches Gleichgewicht.
Vor allem Schlafmittel beeinträchtigen diese Phase. Daher sollten sie niemals über längere Zeit eingenommen werden.
Aber Störungen dieser Schlafphase schwächen uns auch mental. Denn sie beeinträchtigen unsere mentale Leistungsfähigkeit. Ebenso wie unsere Konzentrationsfähigkeit. Sowie unsere Merkfähigkeit.
Und wir verlieren unser Vertrauen in uns selbst. Aber auch unsere Souveränität und Kompetenz. Dann fällt es uns noch schwerer, anstehende Probleme zu lösen. Und dies führt zu weiteren Schlafstörungen. Die uns noch problemanfälliger machen. Und dies ganz besonders, wenn wir HSP sind.
Daraus entsteht ein fataler Teufelskreis. Und dieser belastet uns emotional und mental immer mehr. Wodurch sich die Schlafstörungen noch weiter verschlimmern. Und auch prolongieren.
Gedächtnis und Schlaf
Auch für unser Gedächtnis ist der Schlaf enorm wichtig. Daher sagen wir ja auch: „etwas überschlafen“.
Unser Gehirn macht im Schlaf quasi Ablage. Denn es sortiert Erlebtes und Erfahrenes ein. Und es verknüpft neu erworbenes mit bekanntem Wissen. Dann können wir uns wieder mehr merken.
Und das ist dann oft das Problem. Etwa vor einer wichtigen Prüfung. Denn wir wissen zwar, wie wichtig guter Schlaf ist. Besonders für ein gutes Gedächtnis. Aber dann kommt es zu diesem heillosen Paradox.
„Ich muss gut ausgeschlafen sein“.
Aber das geht nicht. Weil wir vor lauter Stress nicht schlafen können. Also wäre es besser, uns so etwas zu versichern.
„Mein Körper holt sich, was er braucht!“
Denn eine amerikanische Studie beweist den Placebo-Effekt. Weil auch beim Einschlafen unsere Einstellung wichtig ist. Und einen wesentlichen Einfluss hat. Nicht nur auf die Qualität unseres Schlafes. Sondern zugleich auch auf den nächsten Tag.
Dazu wurde Probanden die Wichtigkeit der REM-Schlafphase erklärt. Dann wurden sie verkabelt. Und konnten schlafen gehen.
Am nächsten Morgen wurden sie in 2 Gruppen geteilt. Einem Teil erklärte man, sie hätten ganz schlechte REM-Phasen gehabt. Und diese brachten ganz schlechte Ergebnisse.
Aber den anderen wurden sehr gute REM-Phasen bescheinigt. Und sie schnitten weit besser ab.
Wieviel Schlaf brauchen wir?
Diese Frage ist nicht generell zu beantworten. Denn auch unser Schlafbedürfnis ist sehr individuell. Ich möchte von der personalisierten Medizin ausgehen. Und dabei gibt es kein allgemeingültiges Maß für alle.
Denn es gibt Menschen, die ihren Schlaf genießen und zelebrieren. Und andere sehen ihren Schlaf nur als notwendiges Übel. Ja gar als versäumte Zeit.
Tatsächlich hat sich die Schlafenszeit in den letzten 100 Jahren verkürzt. Und zwar von durchschnittlich 9 auf heute 7 Stunden. Die Schlafforschung geht von 7 bis 9 Stunden Schlafbedarf Erwachsener aus. Aber manche brauchen weit weniger. Und andere sind auch nach 9 Stunden noch nicht ausgeschlafen.
Meiner Erfahrung nach schwankt das Schlafbedürfnis auch. Und zwar je nach Lebensphase. So gibt es Phasen, in denen ich mehr Schlaf brauche. Und andere, in denen ich mich rascher ausgeruht fühle. Das liegt wohl an den alltäglichen Herausforderungen. Aber auch am hormonellen Status. Und an der psychischen Gestimmtheit.
Zu wenig Schlaf belastet den Organismus
Tatsache ist jedenfalls eines. Chronischer Schlafmangel belastet den Organismus. Wie auch immer wir damit umgehen. Und das gilt auch für jene, denen „schade um die verschlafene Zeit“ ist. Auch sie können ihr Schlafbedürfnis nicht auf Dauer unterdrücken. Denn sie werden physiologische Folgen davontragen.
Napoleon sagt man diese Einteilung nach:
„4 Stunden schläft der Mann, 5 die Frau und 6 ein Idiot“.
Und er selbst behauptete, er benötige kaum Schlaf. Aber dann hielt er heimlich einen Mittagsschlaf. Und fiel immer wieder übermüdet vom Pferd. Weil er eingeschlafen war. Mehr zum Thema Müdigkeit findest du auch hier.
Ganz abgesehen davon ist Schlafmangel oft gefährlich. Denn ein übermüdeter Lenker ist unfallgefährdet. Genau wie ein alkoholisierter oder unter anderen Drogen stehender. Weil einerseits die Selbsteinschätzung nicht mehr funktioniert.
Und andererseits vor allem nachts Melatonin gebildet wird. Vor allem bei langem Fahren in der Dunkelheit. Denn dies erhöht die Gefahr einzuschlafen massiv. Und das liegt auch an der Monotonie. Denn diese beeinträchtigt ein müdes Gehirn. Vor allem, wenn es keine Reize mehr bekomm. Denn dann wechselt es automatisch in den Stand-By-Modus. Und schaltet dann plötzlich ab.
So ist jeder vierte tödliche Verkehrsunfall auf Müdigkeit zurückzuführen. Davon gehen Experten aus. Weil es reicht, wenn der Fahrer nur wenige Augenblicke am Steuer einnickt. Und schon ist der Unfall passiert.
Daher gilt es, dem tödlichen Sekundenschlaf vorzubeugen. Und dazu gibt es bereits unterschiedliche Warnsysteme. Diese analysieren das Verhalten des Fahrers. Und schlagen nötigenfalls Alarm. Das nennt man „Einschlafwarner“.
Gestörter Schlaf macht krank
Chronische Schlafstörungen erzeugen Krankheiten. Neuere Forschungen haben das ergeben. Denn sie stehen im Zusammenhang mit Herzinfarkt oder Schlaganfall. Und sie können Herzrhythmusstörungen auslösen. Aber auch bestehenden Bluthochdruck verschlimmern.
Und nicht selten führen sie zu Diabetes. Aber auch zu einer signifikanten Zunahme des Körpergewichtes.
Hättest du das gedacht?
Leidest du unter solchen Krankheiten?
Und bist du übergewichtig?
Wer weiß, vielleicht sind das Folgen deiner Schlaflosigkeit?
Aber Schlafstörungen stehen auch im Zusammenhang mit Erkrankungen des Zentralnervensystems. Und zwar mit Alzheimer, Parkinson oder Demenz.
Aber auch mit psychischen Erkrankungen. Vor allem Depressionen, Panikattacken und Burnout. Was leicht nachvollziehbar ist, nicht wahr?
Umgekehrt lösen diese Erkrankungen oft auch Schlafstörungen aus. Und diese verschlimmern die jeweilige Grundkrankheit noch weiter. Woraus ein fataler Teufelskreis entstehen kann. Und der wirkt besonders bei uns HSP fatal. Weil bei uns aufgrund unserer Hochsensibilität alles hochgefahren ist. Und wir Störungen viel früher und stärker wahrnehmen.
Daher schütten wir rascher Stresshormone aus. Aber leider bauen wir sie auch langsamer ab. Mehr zum Thema Stress findest du in diesem Beitrag.
Aus all dem wird eines klar. Gerade wir HSP sollten unsere Schlafstörungen ernst nehmen. Und möglichst frühzeitig behandeln. Einfach weil sie nicht nur unser Wohlgefühl beeinträchtigen. Und unsere Leistungsfähigkeit. Sondern das Risiko für zahlreiche Erkrankungen erhöhen.
Daher möchte ich dich auf meine beiden anderen Schlaf-Beiträge hinweisen. “Schlafstörungen” und “gesunder Schlaf”.
Fazit
Dieser Beitrag beleuchtet vor allem theoretische Hintergründe von Schlaf und seinen Störungen.
Für mich ist es wichtig, die Dinge zu verstehen. Denn erst dann kann ich die nötigen Konsequenzen ziehen.
Geht es dir ähnlich?
Dann hoffe ich, dass du hier wertvolles erfahren hast.
Im nächsten Beitrag zum Thema Schlafstörungen findest du vor allem praktische Hinweise.
Bilder von PIXABAY